Deep Technology

Die Welt wieder verstehen

Hubert_Rhomberg_11.jpg
19. Februar 2021
Lesedauer: 2 Minuten

Die Industriegesellschaft mit ihrer Arbeitsteilung, Spezialisierung, Automatisierung, hierarchischer Struktur und jüngst der Digitalisierung hat uns erfolgreich über Jahrhunderte Reichtum und Konsum beschert. Sie hat allerdings leider auch sehr, sehr vielen von uns Menschen die Übersicht über das Leben genommen. Und damit unsere eigene Handlungsfähigkeit. Wir verfügen über so viel Wissen wie niemals zuvor. Aber wir wissen damit nichts anzufangen, uns fehlt der Durchblick.

 

Wir sollten ihn uns wieder zurückholen. Und damit lernen, unsere komplexe Welt in ihren Zusammenhängen zu verstehen. Als Initialzündung kann das neue Buch des Journalisten Wolf Lotter dienen: „Zusammenhänge: Wie wir lernen, die Welt wieder zu verstehen“. Darin zeigt er klar auf, warum die neue, digitale Wissensgesellschaft in einer globalen, immer komplexer werdenden Welt völlig neue Denkansätze braucht. Lotter plädiert für einen frischen Blick auf Bildung, Kultur, Teilhabe, Leistung und Selbstverantwortung – alles Dinge, die wir Vorarlberger schon immer geschätzt haben.

 

Angesichts der Flut an Wissen und Informationen ist laut Lotter nämlich „Kontextkompetenz“ das Schlüsselwort. Darunter versteht er die Fähigkeit, Zusammenhänge herzustellen, um selbstbestimmt entscheiden und handeln zu können. Denn erst durch die Zusammenhänge ergeben sich oftmals Lösungen, Antworten, Aussichten. Wenn wir uns daher, jeder an seinem Ort und in seiner Rolle, die Herausforderungen mit großer Offenheit anschauen und mit möglichst wenig Ideologie und Schubladendenken auf Themen blicken „als wär´s das erste Mal“, würden wir auf ganz andere, viel besser auf die modernen Zeiten passenden Lösungen kommen.

 

Komplexität und Vielfalt sind dabei keine Störfaktoren, sondern „Ressourcen der Gegenwart“, die sich produktiv nutzen lassen. Viele wünschen sich einfache Lösungen aus der Komplexität der Vernetzung. So geht das aber nicht. Es geht nur mit Lust auf Vielfalt. Statt blind Experten zu folgen oder auf „Besserwisser“ reinzufallen, sollten wir uns dazu aufraffen, eigenes Wissen aufzubauen. Kommunikation und Netzwerke sind für uns alle dabei entscheidend: Im Austausch und in der Auseinandersetzung mit anderen entsteht schneller neues Wissen.

 

So macht Lotters Buch deutlich, was im sozialen Miteinander gerade besonders wichtig ist. Eine schöne Inspiration für das Potenzial unserer Region und dafür, wie wir aus den Schwierigkeiten Chancen und aus den Chancen Positives für alle in diesem Land machen können.