Green Politics

Gemeinsam oder gar nicht

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15. Januar 2021
Lesedauer: 2 Minuten

In Zeiten wie diesen könnte man fast meinen, die Demokratie sei totalitären Systemen hoffnungslos unterlegen. Ein Diktator kann auch drastische Maßnahmen einfach beschließen und mit Drohungen und Gewalt umsetzen. Gewählte politische Vertreter sind dagegen auf die Solidarität der Bevölkerung angewiesen. Sie brauchen Vertrauen und müssen deshalb immer wieder aufs Neue überzeugen, dass der Staat Sicherheit und Gesundheit garantieren kann. Eine Pandemie lässt sich so schwerer in den Griff kriegen.

 

Selbstverständlich müssen wir hier jetzt nicht darüber diskutieren, dass eine demokratisch freiheitliche Grundordnung dem Totalitarismus jederzeit vorzuziehen ist. Unbestritten ist aber, dass sie es aktuell nicht leicht hat. Jeder von uns hat einen guten Grund, über die eine oder andere Einschränkung seiner bisher als selbstverständlich angenommenen Freiheit zu klagen. Oder, noch trefflicher, über weiterhin zugestandene Freiheiten, von denen man selbst aber nicht profitiert. So spüren wir alle in uns den Frust und wollen einen – externen – Verantwortlichen für dieses Gefühl.

 

Generell ist das Gemeinsame durch unseren „way of life“ offenbar dem Trennenden gewichen. Die USA gehen hier wieder einmal voran, diesmal mit schlechtem Beispiel: In der politischen Landschaft dort stilisieren die Republikaner und die Demokraten sich gegenseitig zum „Todfeind“, der permanent angegriffen und diskreditiert wird. In ruhigeren Zeiten kann eine Demokratie gut mit einer Totalopposition von 50 Prozent umgehen. In Krisenzeiten wie einer Pandemie nicht. Wenn maximale Solidarität der Gesellschaft zur wirksamen Bekämpfung zwingend notwendig ist, wird die aus Eigeninteresse motivierte Trennung zur echten Gefahr.

 

Die Natur hat uns offenbar einen kleinen Test gesendet. Es hätte auch eine wesentlich schlimmere, weil tödlichere Seuche sein können. Die Fähigkeit, diesen gemeinsam – weltweit schnell Wissen und Erfahrung teilend – zu meistern, brauchen wir dringend. Auch und gerade für die noch viel drängenderen Bedrohungen wie den beschleunigten Klimawandel und die Disruption der künstlichen Intelligenz auf unsere Arbeitsverhältnisse. Deswegen können wir alle etwas Positives in diese Richtung beitragen. Zum Beispiel, indem wir in der Wirtschaft Geschäfte nur mit denjenigen machen, die eine offene, partnerschaftliche Kultur vertreten und Wissen teilen. Als Bürger, indem wir nicht denen Aufmerksamkeit schenken oder ihnen gar folgen, die das Trennende zu ihrem Konzept gemacht haben.

 

Demokratie bewahren heißt eben auch, einen Zustand zu ertragen und damit mit einem Gefühl sein zu können, ohne einen Schuldigen zu brauchen.