Die Wirtschaft versucht gerade, so gut es geht durch diese Zeit zu kommen. Die meisten greifen dafür bereits jene Reserven an, die sie eigentlich als „Working Capital“ für den Normalbetrieb benötigen würden, jedenfalls aber, um ihre Geschäfte wieder hochzufahren. Wenn demnächst also endlich neue Aufträge hereinkommen, die es vorzufinanzieren gilt, fehlt vielfach das Geld! Unsere Bundesregierung hat zwar die entsprechende Liquidität zugesagt, die kommt aber nicht oder nur minimal an. Woran liegt das?
An der Österreichischen Kontrollbank OeKB wohl eher nicht. Die hat in der Finanzkrise 2008 wirklich effizientes Krisenmanagement gezeigt und ist auch diesmal mit einem eigenen Instrument für Exporteure im Einsatz. Allerdings wurde zur Abwicklung der Hilfs- und Kreditanfragen diesmal die sogenannte COVID-19 Finanzierungsagentur des Bundes GmbH (COFAG) geschaffen.
Im Klartext bedeutet das für alle Unternehmen über der KMU-Grenze, einen komplexen Antrag mit erheblichem Aufwand zu erstellen und an die Hausbank weiterzuleiten. In den meisten Fällen geschieht dies bereits unter Zuhilfenahme einer Beratungsfirma. In der Folge wird der Antrag bei der Hausbank kredittechnisch bearbeitet, und es werden die Kreditbedingungen mit dem Unternehmen verhandelt. Erst wenn die Bank ihre Kreditentscheidung getroffen hat, wird der Antrag an die OeKB weitergeleitet – zur Bearbeitung und Aufbereitung für die COFAG, die letztendlich für die Entscheidung zuständig ist. Die COFAG bedient sich für die Bearbeitung der Anträge wiederum teilweise der bekannten Beratungsunternehmen.
Und hier – genauer in der Komplexität dieses Prozesses und der damit verbundenen Effizienz – scheint das Problem zu liegen.
Alle Akteure, auch die Beratungsunternehmen, machen ihre Sache zwar ordentlich, aber unter Einsatz vieler Manntage mit entsprechenden Kosten. Ergebnis ist, dass bis jetzt in Summe erst wenige Anträge den Weg zur OeKB gefunden haben beziehungsweise von der COFAG entschieden wurden. Anders bei den kleineren AWS-Förderungen, da läuft es offenbar unkomplizierter.
Man darf sich fragen, ob es nicht wesentlich effizientere und raschere Methoden gibt. Mit den heutigen Möglichkeiten der automatischen Datenverarbeitungen und entsprechenden Algorithmen könnte eine erste, Liquidität auslösende Kurzprüfung das „Working Capital“ der vergangenen beiden Jahre aus der Bilanz mitteln und unmittelbar freigeben. Die entsprechenden, genauen Berechnungen können im Rahmen der Jahresbilanz nachgereicht werden.
Aber auch die 100%-Garantie für Kredite durch den Staat führt vielfach nicht zum gewünschten Ergebnis, da die Banken – getrieben von der Furcht, für allfällige Mängel in ihrer Garantiebearbeitung in die Haftung zu kommen oder die Garantiedeckung zu verlieren– mehr als kompliziert agieren (müssen). Aus diesem Grund werden für diese COVID-Finanzierungen trotz der Haftung des Bundes vielfach zusätzliche, weitere Haftungen der Gesellschafter in Verbindung mit entsprechendem Bonitätsnachweis verlangt.
Das Finanzministerium, die Politik oder wer auch immer muss korrigieren, nachschärfen oder einfach pragmatischer werden. Das schnell, sonst kommt es für viele zu spät. Es ist einfach tragisch, wenn die Bestellungen wieder kommen aber gleichzeitig die Produktion und Beschaffung nicht mehr geleistet werden können.