Kinder und Familien zählen in der aktuellen Corona-Krise zu den ganz großen Verlierern in diesem Land. Während allerorten Lockerung auf Lockerung folgt, inzwischen sogar unsere Fußballer ihrem Kontaktsport wieder nachgehen und ungestraft in engen Trauben über Tore jubeln, herrschen an Schulen und in Kindergärten nach wie vor strikte Regeln – mit teils dramatischen Folgen für junge Familien. Dann Mama und Papa sollen einerseits Wirtschaft und Konsum ankurbeln, müssen andererseits aber ausgleichen, dass ihre Kinder nur noch jeden zweiten Tag und nur stundenweise betreut werden – vom Sommer noch gar nicht zu sprechen. Selbstverständlich ohne entsprechendes Corona-Rettungspaket.
Dabei verschärft die Pandemie lediglich ein Problem, das schon vorher da war: die lückenhafte Kinderbetreuung in Vorarlberg. Gründe dafür sind leider der fehlende politische Wille und die fehlende politische Flexibilität. Beispiel Förderrichtlinien: Es ist nicht zielführend, nur Betreuungsplätze für Kinder aus der gleichen Gemeinde zu fördern, wie es in Vorarlberg üblich ist. Was ist zum Beispiel in Gemeinden mit starker Wirtschaft, deren Mitarbeitenden ihre Kleinen vielleicht lieber in Arbeitsplatznähe unterbringen möchten? Größere Unternehmen sind hier oftmals auf sich allein gestellt, wenn sie betriebseigene Betreuungsmöglichkeiten schaffen wollen, und zahlen am Ende oft genug drauf. Andere Bundesländer sind da viel weiter: In der Steiermark etwa können sich Spielgruppen oder auch der Musikunterricht gemeindeübergreifend organisieren und werden dennoch vollumfänglich unterstützt. Warum geht das bei uns im Westen nur schleppend?
Die Industriellenvereinigung hat mit Unterstützung z. B der Wirtschaftskammer und zahlreicher Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter schon vor einem Jahr eine Taskforce gegründet, die jetzt dringlicher gebraucht wird als je zuvor, und die sich dieser Herausforderung stellt. Ziele sind dabei nicht nur, Quantität und Qualität der Betreuung zu verbessern, sondern auch die Zuständigkeiten und die Finanzierung zu optimieren und insgesamt mehr Sensibilität für das Thema zu schaffen. Dazu kämpft die Taskforce unter anderem für eine vorarlbergweite Regelung für Kinderbetreuung und Kindergärten und für ein klares Konzept bei den Bildungs- und Betreuungsangeboten – im anstehenden Sommer und danach.
Kinder sind unsere Zukunft. Und zwar nicht nur als Konsumenten, sondern vor allem als Wertschöpfer – in Form von Mitarbeitenden und Unternehmern –, Ehrenämtler, kreative Impulsgeber und nicht zuletzt auch als Wähler. Geben wir ihnen auf Landesebene endlich die Aufmerksamkeit, die sie verdienen – nur so werden wir zum chancenreichsten Lebensraum für Kinder!